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Die ostfriesische Teezeremonie

Artikelnummer: Rez.002
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REZEPT


Bei den Ostfriesen ist das Teetrinken nicht nur eine tägliche Zeremonie, es ist auch Ausdruck für ihre Gastfreundschaft und dient ihnen zur Findung von Ruhe und Erholung. In Ostfriesland ist es Sitte, daß mindestens zweimal pro Tag Tee getrunken wird und zwar um 10 - 11 Uhr vormittags und um 15 - 16 Uhr nachmittags.

Zu jeder Teepause gehören 3 Tassen Tee. (Wie der Ostfriese sagt: "Dree is Ostfreesenrecht").

Als Zutaten für den Tee nimmt man echten Ostfriesentee (man nimmt in Ostfriesland meist die lose Brokenmischung), weißen Kluntje (Kandiszucker) und eine spezielle Tee-Sahne, mit mindestens 36% Fett. Außerdem benötigt man kochendes Wasser und eine Teekanne, die möglichst bauchig ist, mit einem flachen Boden und einem eingebauten Sieb vor der Tülle. Steht keine Teekanne mit eingebautem Sieb zur Verfügung, nimmt man ein Kippsieb oder einen Teebesen (Tüllensieb), den man vorne in die Tülle steckt.

Die Zeremonie kann beginnen: Der Tee wird in die Kanne getan (man nimmt ca. 2 -3 Löffel Tee) und mit nur soviel kochendem Wasser übergossen, dass die Blätter gerade darin schwimmen. Die Teekanne wird auf ein Teestövchen gestellt und der Tee muss nun erst einmal ziehen. Eine Brokenmischung muss ca. 4 - 5 Minuten ziehen, falls man Blattee verwendet, muss der Tee ca. 7 - 10 Minuten ziehen. In der Zwischenzeit werden die Tassen vorbereitet. Mit dem Kluntje-Knieper" werden große Kluntjestücke zerteilt und auf die Tassen verteilt (handelt es sich schon um kleine Kluntjes, so nimmt man sie mit der Kluntje-Zange aus dem "Kluntjepott"). Nachdem der Tee gezogen ist, wird die Teekanne bis an den Rand mit kochendem Wasser gefüllt und eingeschenkt. Die Tassen werden dabei nur halb voll gemacht. Danach wird die Sahnewolke das sog. "Wulkje" mit dem Sahnelöffel auf den Tee "gelegt".

Echte Ostfriesen rühren den Tee nicht, bevor sie ihn trinken, sondern trinken von der weichen Sahne, über den herben Tee zum süßen Kluntje. Ist die Teekanne halb leer darf noch einmal kochendes Wasser nachgegossen werden und bei Bedarf auch noch Tee zugegeben werden.


Die ostfriesische Teegeschichte



Ostfriesland ohne Tee, wer könnte sich das vorstellen? Der Tee gehört zu Ostfriesland wie der Wind und das Meer. Schon Anfang des 17. Jahrhunderts kamen erste kleine Teelieferungen nach Europa. Es waren die Niederländer, die den grünen unfermentierten Tee aus Japan und China nach Ostfriesland brachten.

Später, in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, hatte sich das Teetrinken bereits in allen Bevölkerungsschichten breit gemacht. Und das war auch gut so, denn bevor es den Tee in Ostfriesland gab, tranken die Ostfriesen hauptsächlich Bier - und das in allen Varianten: kaltes Bier, Warmbier mit Honig, Warmbier mit Eiern und sogar Biersuppe. Dazu schrieb der Norder Johann Haddinga 1977 in seinem Buch "Das Buch vom ostfriesischen Tee": "In knapp einem Jahrhundert hatte der Tee Ostfriesland 'erobert'. Aus dem kostspieligen Genuss wohlhabender Adelsfamilien, Marschbauern und Stadtbürger war bereits am Ende des 18. Jahrhunderts ein Volksgetränk geworden, das auch in den wirtschaftlich ärmeren Geest- und Moorgebieten Buttermilch und Bier allmählich verdrängte." .

Der Teegenuss in Ostfriesland wurde zur festen Lebensgewohnheit der Menschen. Selbst die Auflage König Friedrichs II., den Teegenuss der Ostfriesen einzuschränken, um wichtige Gelder im Land verbleiben zu lassen, scheiterte. Die Ostfriesen brauchten nun einmal Ihren Tee, was auch wohl ein Segen für die weitere Entwicklung war, denn Friedrich II propagierte sogar die Rückkehr zum Bier als beste Möglichkeit gegen den hohen Teekonsum in Ostfriesland.

In der Zeit der französischen Besatzung zu Anfang des 19. Jahrhunderts, war aufgrund der Kontinentalsperre der Handel mit Tee wieder ausgesetzt. Der Handel mit England war strengstens untersagt und so kam es, dass viele Ostfriesen den Tee über Helgoland (damals zum Königreich England gehörend) nach Ostfriesland schmuggelten. Die Ostfriesen riskierten Kopf und Kragen für ihren Tee, denn auf Schmuggel stand die Todesstrafe.

Nach der französischen Besatzung ab 1815 hatte sich der Teehandel weitestgehend wieder normalisiert. Es gab viele kleine Kolonialwarenhändler die den Tee wieder an alle Gesellschaftsschichten verkaufen konnten.

Mit dem ersten Weltkrieg brach wieder eine Zeit der Teenot über die Ostfriesen herein. Der ohnehin schon seit 1909 sehr hoch besteuerte Tee wurde immer knapper. Die Knappheit fand 1917 ihren Höhepunkt. Erst ab 1919 konnte wieder Tee auf dem Weltmarkt gekauft werden, meist waren es aber die billigen oder minderwertigen Restbestände aus den Kriegsjahren. Der Ruf nach herzhaftem, starken Tee wurde in dieser Zeit immer größer.

Währen des zweiten Weltkrieges gab es für den bezugsberechtigten Ostfriesen ab dem 35. Lebensjahr eine monatliche Ration von 30 Gramm Tee. Teeverteilungsstellen waren damals die Firma Onno Behrends in Norden, die Firma Bünting in Leer und die Firma Niehus in Wilhelmshaven. Wegen der fehlenden Importe aus dem Ausland griffen die Ostfriesen in ihrer Not zu sog. Teetabletten, ein Ersatz aus Aromastoffen und Zucker. Nach dem Kriege lebte der Teeschmuggel aufgrund von Knappheit und hoher Besteuerung wieder auf. Hamsterfahrten aus dem Ruhrgebiet wurden immer häufiger, da die dortigen Bergleute eine extra Portion Tee für Schwerstarbeit bekamen, die deren Frauen bei den Ostfriesen gegen Butter und Speck tauschten. Nach 1949 verhinderte eine extrem hohe Teesteuer den Aufschwung im Teegeschäft. Erst 1953 wurde die Teesteuer deutlich verringert und seit dieser Zeit haben die Ostfriesen keine Not mehr ihr "Köppke Tee" zu genießen.